Neue Therapieoptionen bei Epilepsie: Höhere Chancen auf Anfallsfreiheit
Österreichweit leiden rund 80.000 Menschen an Epilepsie. Zur Behandlung steht ein breites Spektrum an Medikamenten zur Verfügung. Bislang konnte damit bei 70 Prozent Anfallsfreiheit erreicht werden. Aktuelle Studien legen nahe, dass die Erfolgsrate mit neuen Substanzen deutlich steigen könnte.
Epilepsie – was ist das?
„Bei einem epileptischen Anfall treten plötzliche, rhythmische und synchrone Entladungen eines Nervenzellverbandes im Gehirn auf“, erklärte Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim von Oertzen, FRCP, FEAN, Vorstand der Klinik für Neurologie, Leiter des Zentrums für Altersmedizin, Kepler Universitätsklinikum, Linz. Die Diagnose Epilepsie ist als Neigung zu wiederkehrenden Anfällen definiert und wird in der Regel mittels Elektroenzephalogramm (EEG) gesichert.
Als Auslöser kommen v.a. Gendefekte und Entwicklungsstörungen, Stoffwechselkrankheiten und Verletzungen in der Hirnrinde wie Narben, Tumore oder Schlaganfälle infrage. Die Anfälle können in sehr unterschiedlichen Formen und Schweregraden verlaufen.
„Epilepsie kann für Betroffene mit vielfältigen Belastungen verbunden sein, welche die Lebensqualität massiv einschränken können“, warnte Prim. Priv.-Doz. Dr. von Oertzen. Dazu gehören körperliche, psychische und soziale Probleme sowie Begleiterkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit.(1-4)
Leben mit Epilepsie: Fortschritte und Verbesserungsbedarf
Über die Belastungen im Alltag weiß auch Mag. Valerie Thiele, Beirätin für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen, Epilepsie Dachverband Österreich (EDÖ), zu berichten: „Neben der Krankheitslast per se haben sie häufig mit Vorurteilen, Uninformiertheit, Stigmatisierung und Ausgrenzung seitens der Allgemeinbevölkerung zu kämpfen.“ Ihr mittlerweile 21 Jahre alter Sohn Nathanaël leidet seit frühester Kindheit an schwerer Epilepsie. Beispielsweise war für die berufstätige Alleinerzieherin ein langjähriger aufreibender und kräftezehrender Kampf notwendig, um für Nathanaël qualitätvolle und zuverlässige Betreuungsstrukturen – v.a. Schulplatz und Nachmittagsbetreuung – zu organisieren.
Die Interessen und Bedürfnisse von Patienten mit Epilepsie und ihren Angehörigen werden hierzulande vom EDÖ tatkräftig vertreten. „In den letzten Jahrzehnten wurden für Menschen mit Epilepsie wesentliche Verbesserungen erzielt. Beispielsweise wurde die Anforderung für Fahrtauglichkeit von drei auf ein Jahr Anfallsfreiheit herabgesetzt. Es gibt jedoch nach wie vor eine Reihe wichtiger Agenden“, erläutert EDÖ-Präsident Mag. (FH) Michael Alexa, der selbst seit seinem ersten Lebensjahr an Epilepsie leidet. Dazu gehören ein erleichterter Zugang zum Arbeitsmarkt, etwa durch die Abschaffung der Invalidenausgleichszulage, sowie breite Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung über die Erkrankung
aufzuklären: „Dadurch soll Wissen über den richtigen Umgang mit anfallskranken Menschen vermittelt werden.“ Andererseits gelte es, Informationen über die vielen neurologischen Facetten der Erkrankung zu verbreiten, um ihre Erkennung zu erleichtern. Denn nach wie vor haben viele Betroffene keine Diagnose
und daher auch keinen Zugang zu adäquater Behandlung.
Heute verfügbare Therapien
„Zur Behandlung von Epilepsie kommen laufend neue Medikamente auf den Markt, dennoch wird bei knapp einem Drittel der Patienten mit Epilepsie das Therapieziel Anfallsfreiheit nach wie vor nicht erreicht“, betonte Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Eugen Trinka, FRCP, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Neurologische Intensivmedizin und Neurorehabilitation, Christian Doppler Klinik, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Europäisches Referenznetzwerk EpiCARE.
„Eine Reduktion der Anfallsfrequenz bringt zwar einen Nutzen für Betroffene, wesentlich für eine verbesserte Lebensqualität ist allerdings völlige Anfallsfreiheit“, ergänzt Primar Tim von Oertzen.
„Für Patienten ist es wichtig, zu wissen, dass laufend neue Therapieoptionen entwickelt werden, die auch die Chancen auf Anfallsfreiheit erhöhen können. Gerade den spezialisierten Fachärzten und Zentren stehen die neuesten Therapieoptionen zur Verfügung, somit kann hier das gesamte Behandlungsspektrum optimal ausgeschöpft werden und die Chancen der Patienten auf Anfallsfreiheit gesteigert werden“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Luef, Leiter der Abteilung Epileptologie, Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck.
Referenzen
(1) Epilepsy: A Public Health Imperative. Geneva: World Health Organization; 2019. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO).
(2) Kaiser S, et al. Seizure 2002;11:356–360.
(3) Laxer KD, et al. Epilepsy Behav 2014;37:59–70.
(4) Engel J. Ann Indian Acad Neurol 2014;17(Suppl 1):S12–S17.
Quelle: Pressegespräch „Neue Therapieoptionen bei Epilepsie:
Höhere Chancen auf Anfallsfreiheit“, 27. April 2022, Wien. Eine Veranstaltung von Angelini Pharma.
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